Wilsum feiert
Am 15. und 16. Juni gab es in der Wilsumer Gemeinde etwas zu feiern. Das 40jährige Partnerschaftsjubiläum zwischen der lutherischen Gemeinde Witzin und der altreformierten Gemeinde Wilsum war Anlass genug für ein Gemeindefest mit den Gästen aus Mecklenburg-Vorpommern.
Schon 1979, also zehn Jahre vor der Grenzöffnung, ließen sich zwei junge Wilsumer Gemeindeglieder von Pastor und Frau Rienth nach Witzin einladen. Der Kontakt war über Frau Joke Voogd, Ehefrau von Pastor Heinrich Voogd, seinerzeit Ihrhove, jetzt wohnhaft in Emden, zustande gekommen. Für die heißbegehrten D-Mark, die die beiden Brüder von der Wilsumer Gemeinde mitbekommen hatten, wurden damals Gehwegplatten gekauft, damit die Gottesdienstbesucher im Winter trockenen Fußes den Gemeinderaum erreichen konnten.
1982 besuchte erneut eine Familie aus Ratzel/Wilsum die Gemeinden Mustin und Witzin. Diesmal schaltete sich nachträglich sogar die Stasi (Staatssicherheit) ein, weil Pastor Rienth dem Gast aus dem „imperialistischen Westen“ erlaubt hatte, ein Grußwort zu sprechen. Besuche in der „DDR“ waren für die Gastgeber wie für ihre westdeutschen Gäste immer riskant und spannungsgeladen, erst recht, wenn es sich um bekennende Christen handelte.
In den Jahren danach bis zur Wende wurden Besuchswünsche von hier durch die DDR-Behörden ohne Angaben von Gründen abgelehnt.
Aber 1989 und mit der Wiedervereinigung erlebte die Partnerschaft der beiden Gemeinden neuen Aufschwung. Das Bewusstsein, trotz unterschiedlicher Prägung in dem einen Herrn verbunden zu sein, zeigt sich bis heute immer wieder bei den gegenseitigen Besuchen, die inzwischen jährlich wechselseitig stattfinden.
Das diesjährige Wilsumer Gemeindefest begann am Samstagvormittag mit einer Andacht zum Thema „Brücken bauen“ (P. van Anken). Anschließend feierte die Gemeinde mit Kind und Kegel bei schönem Wetter mit vielfältigen Angeboten und Aktivitäten für Körper und Geist, Leib und Seele ihr Fest. Spenden und Reinerlös kommen der missionarischen Arbeit von Pastor und Frau Dürr in Jekaterinburg im Ural in Russland zugute. Raikin Dürr war von 1990 bis 1999 Pastor der Gemeinde Witzin.
Nach dem Abendmahlsgottesdienst am Sonntag schloss sich ein gemeinsames Mittagessen an, bevor sich unsere Gäste wieder auf den Heimweg nach Meck-Pomm machten.
Die ev.altref. Gemeinde Wilsum ist froh und dankbar, dass unsere theologische Mitarbeiterin Sylvia van Anken mit einem überragenden Wahlergebnis von 97% Zustimmung als zukünftige Pastorin gewählt wurde. Die Ordination soll in einem Festgottesdienst am 26. März um 10 Uhr in der ev. altreformierten Kirche Wilsum statt finden.
Der Kirchenrat
Ordination von Frau Sylvia van Anken am 26. März 2017
„Gott ist an unsere Seite – Gott ist für Dich da!“
Die altreformierte Gemeinde Wilsum hat ihre neue Pastorin Sylvia van Anken vor kurzem in ihr Amt eingeführt. Mit dem Lied „Wir sind die Kleinen in der Gemeinde, doch ohne uns geht gar nichts“, stimmten die Kinder des Kindergottesdienstes ihre Pastorin und die Gemeinde zu Beginn der Ordination musikalisch ein. Sie überreichten Sylvia van Anken symbolisch einen Schirm mit guten Wünschen.
Pastor Fritz Baarlink leitete den Festgottesdienst, der vom Chor der Gemeinde, dem reformierten Posaunenchor und dem Organisten Jan Beuker musikalisch begleitet wurde. Als Predigttext wählte er Psalm 121, insbesondere Vers 8 „Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!“ Er machte deutlich, dass sich im Leben immer wieder Türen verschließen, sich aber auch immer wieder neue Türen öffnen. Man verlässt Räume und Abschnitte im Leben und betritt gleichzeitig neue Räume und Abschnitte. Dies habe auch Sylvia van Anken in ihrem Leben erfahren. Nach ihrem Studium der Theologie absolvierte Sylvia van Anken von 1998 bis 2000 ihr Vikariat in Veldhausen unter Leitung von Fritz Baarlink, mit dem Ziel, Pastorin zu werden. Doch nach dem Studium haben dann zuerst die Kinder und die Familie im Vordergrund gestanden, so dass die Tür für das Pastorenamt vorerst verschlossen blieb. Im vorigen Jahr öffnete sich dann eine neue Tür für den Herzenswunsch von Sylvia van Anken, als die Protestantischen Kirche in den Niederlanden (PKN) zu erkennen gaben, dass das bisherige Studium und Vikariat anerkannt werden und im Rahmen eines Kolloquium ihr Studium abgeschlossen werden kann. Dieses habe sie dann mit Bravour bestanden. Sylvia van Anken habe ihre Zeit als theologische Mitarbeiterin in Wilsum im vergangenen Jahr genutzt um neue Türen zu Häusern und Gemeindemitgliedern zu öffnen, führte Fritz Baarlink aus. Dies habe sich schließlich auch in dem sehr guten Wahlergebnis zur Berufung wieder gespiegelt. „Nimm mit, was sich bewährt hat. Sei offen, was auf dich zukommt. Vertrau auf Gottes Liebe!“ gab Fritz Baarlink Sylvia van Anken mit auf dem Weg. Er wünsche sich, dass sie als Pastorin durch Seelsorge, Rat und Tat der Gemeinde Orientierung geben könne. So könne man zusammen als Gemeinde mit Gottes Hilfe den jetzt neu vorhandenen Raum gestalten. „Segen heißt nicht, dass alles glatt läuft. Segen heißt, dass Gott dir Türen öffnet“, gab Fritz Baarlink der Gemeinde und Sylvia van Anken mit auf dem Weg.
Sylvia van Anken legte für ihre Antrittspredigt ihren eigenen Taufspruch, Jesaja 54 Vers 10, zu Grunde: „Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.“ Der Bibelvers sei zu der damaligen Zeit als Trostbuch des Volkes Israel zu verstehen. Denn durch den verlorenen Krieg und die Gefangenschaft in Babylon habe das Volk Israel seiner Zeit alles verloren, was ihnen lieb und teuer war.
Das Gefühl der Verlassenheit kennen wir heute noch genauso. Ob Probleme in der Familie oder mit Freunden, Krankheiten oder ein Sterbefall. Immer wieder kann es uns den Boden unter den Füßen wegziehen und es stellt sich die Frage: Wo bist du, Gott? Der Predigttext soll uns Mut machen. Die Berge und Hügel stehen eigentlich für Verlässlichkeit und Beständigkeit. Wenn also das Unvorstellbare eintreten sollte und die Berge und Hügel in unserem Leben weichen oder hinfallen würden, so bleibt dennoch die Liebe Gottes! „Gott ist an unsere Seite – Gott ist für Dich da!“, stellte Sylvia van Anken in ihrer Predigt heraus. Jesus habe dies bei seiner Kreuzigung hautnah erlebt. Er hat die Frage an Gott gerichtet: „Warum hast du mich verlassen?“ Aber anschließend ausgesprochen: „In deine Hände befehle ich meinen Geist!“ Wir müssen immer wieder daran glauben, dass Gott mitten in unserem Leben ist und uns begleitet! Somit gibt der Bibelvers Trost und Mut. Sie habe selbst immer wieder staunend in ihrem Leben feststellen können, dass auf Gott Verlass ist, führte Sylvia van Anken aus. „Daher freue ich mich auf das Neue, was Gott mit uns vorhat! Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam fröhlich Hand in Hand unsere Straße ziehen können!
Linda Ensink, Vorsitzende des Kirchenrates, freute sich, dass mit der Besetzung der Pastorenstelle eine nicht immer leichte Zeit nun zu Ende gehe. Schon während der vergangenen neun Monate habe sich Sylvia van Anken als theologische Mitarbeiterin mit ihren Erfahrungen in die Gemeindearbeit eingebracht. Die Gemeinde habe gespürt, dass für Sylvia van Anken die theologische Arbeit kein Beruf sondern Berufung ist. Für die Zukunft wünsche sie sich, dass man gemeinsam als Ganzes eine tragende und mitarbeitende Gemeinde sei.
Auch Dieter Bouws erinnerte als Konsulent der Gemeinde sowie als Vertreter der Synode und des Synodalverbandes an die stürmischen Zeiten in den vergangenen zwei Jahren. Er wünsche sich, dass man den Blick nach vorne richte und sich den neuen Herausforderungen stelle!
Habbo Heikens hatte als Vorgänger von Sylvia van Anken noch ein besonderes Präsent parat! Er übergab der neuen Pastorin einen Staffelstab, den er seiner Zeit von Dieter Wiggers erhalten habe. Er machte deutlich, dass man auf der „Großbaustelle Gemeinde“ den Weg nicht alleine gehen muss, sondern sich immer wieder abwechseln sollte!
Tjabo Müller, als Vertreter der reformierten Gemeinde, verwies auf das gute Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Gemeinden und wünsche sich, dass dies weiter wachsen möge. Gleiches galt auch für die weiteren Kirchengemeinden in der Nachbarschaft. Für die Samtgemeinde Uelsen und die Gemeinde Wilsum hießen Samtgemeindebürgermeister Herbert Koers und Bürgermeister Heinrich Mardink Sylvia van Anken herzlich willkommen.
Der "weiße Postkasten" im Foyer kann für Fragen, Gebetsanliegen, Anregungen und Ideen aus der Gemeinde benutzt werden.